13:59 Uhr, 10.03.2008

Die letzte Woche...

Was einige Blog-Leser vielleicht schon in der Bildergalerie entdeckt haben: Ich war am Wochenenden vom 29. Februar bis zum 3. März in Hyderabad, um dort Dominic an seiner Uni (NALSAR, eine weitere der großen National Law Schools) sowie die Stadt zu besuchen.

Hyderabad geht direkt ineinander über mit Secunderabad, Zwillingsstädte, die um einen Binnen-Stausee herum aufgebaut sind. Obwohl auf diesem Stausee eine Buddha-Statue wie eine Art kleine Freiheitsstatue steht (die Anfang der 90er gestiftet wurde, weil irgendwo in der Nähe buddhistische Ausgrabungen abrupt enden mussten, weil ein Stausee gebaut wurde, wie Dominic mir erklärt hat), ist in Hyderabad doch sehr auffällig, dass ein großer Anteil (gefühlt die Hälfte) der Bevölkerung muslimisch ist. Das äußert sich dadurch, dass viele Frauen stark verschleiert (sogar mit Burka) herumlaufen und das Stadtbild auch etwas wie eine Nah-Ost-Stadt wirkt - auf mich jedenfalls, der noch nie in arabischen Ländern war.

Wie dem auch sei, am ersten Tag - ich kam nachmittags um vier mit dem Flugzeug an - haben wir uns gleich erstmal die Buddha-Statue angesehen (mit einem kleinen Schiff hingefahren) und waren dann abends noch sehr chic in einem Restaurant in eine Hochhaus essen, von dem aus man einen sehr guten Blick über die Stadt hat - siehe auch die Fotos in meiner Galerie.

Am zweiten Tag waren wir morgens erst einmal in einem recht modernen bzw. neuen Hindu-Tempel, einer der vielen “Birla”-Tempel - die reiche indische Familie Birla hat in vielen indischen Städten einen Tempel gestiftet, in Kalkutta ist beispielsweise auch einer (sowie das Birla Planetarium). Im Anschluss haben wir das Charminar angesehen, eine Art muslimisches Tor mitten in der Stadt (das zur Erinnerung an das Ende der Pest gebaut wurde, wie mir Wikipedia gerade verraten hat), daneben ist auch gleich eine Moschee, die eine der größten Indiens sein soll. Moscheen find ich gerade von innen relativ unspektakulär, spannend ist aber wohl, wenn an bestimmten Tagen über 10.000 Gläubige dort aufkreuzen.

Am gleichen Tag sind wir dann noch nach NALSAR gefahren - ein unheimlich schöner und beeindruckender Campus, der allerdings gegenüber NUJS den Nachteil hat, dass er sehr weit außerhalb liegt. An dem Wochenende fand das jährliche “Carpe Diem”-Festival statt, dass wahrscheinlich ein bisschen mit unserem Invicta/Outlawed-Fest vergleichbar ist. Jedenfalls gab es auch Sport zu sehen - spannend fand ich ein Spiel, dass ich verfolgt habe: Kapadi (glaube ich), eine Art Mischung aus Rugby und Völkerball, die, je nachdem wer spielt, auch recht brutal werden kann. Abends wurden dann noch einige Tänze aufgeführt, die mir auch sehr gut gefallen haben - wenn ich auch nicht weiß, welches Jahr da jetzt gewonnen hatte... Indischer Tanz ist schon etwas ganz anderes als bei uns, soweit ich das beurteilen kann, aber vor allem zum Andenken an die Zeit muss ich mich vor meiner Abreise auf jeden Fall noch mit aktueller indischer Musik eindecken.

Abends sind Dominic und ich (andere können aufgrund der Regeln in NALSAR nicht so einfach über Nacht vom Campus weg...) dann noch in eine Bar gegangen, wo wir gemütlich ein Bier trinken wollten. Die Bar war auch richtig chic, allerdings haben die Inder manchmal ihre Probleme, Bars bzw. Kneipen und Discos auseinander zu halten. Der Laden sah aus wie eine Kneipe, war auch sehr chic aufgemacht mit Kellnern mit Fliegen und Kronleuchtern. Es dröhnte aber derart laut Tekkno-Musik, dass man sich gar nicht unterhalten konnte. Was das für ein Geschäftsmodell ist, weiß ich auch nicht, denn eine Tanzfläche gab es nicht, aber den lärmresistenten Indern scheint es zu gefallen...

Am dritten und dann auch schon letzten Tag in Hyderabad haben wir uns noch das Fort der Stadt angesehen (“Fort Golkonda”), die Residenz der früheren muslimischen Herrscher der Stadt. Teilweise ist das schon vergleichbar mit einer europäischen Burg bzw. Burgruine (damals sah’s wahrscheinlich schon ziemlich anders aus, zumindest tat es das in dem Bollywood-Film, den ich letztens im Kino gesehen habe - Jodhaa Akbar, sehr schön anzusehen, aber die Handlung soll ziemlich dämlich sein... ist wohl eher positiv, wenn man nichts versteht), der größte Unterschied ist die schiere Masse. Die äußeren Mauern waren so weitläufig, dass innen drin schon eine kleine Stadt Platz finden konnte.

Im Anschluss haben wir uns dann noch eine Reihe von Grabmälern/Mausoleen angesehen, die ganz in der Nähe des Forts liegen (wenn auch ein Auto-Rickschah-Fahrer meinte, uns irgendwie daran vorbei zu fahren und mehr Geld kassieren zu können, aber Gott sei Dank haben wir aufgepasst) und, wie ich finde, am besten als “mehere Mini-Taj-Mahals” nebeinander beschrieben werden können. Das Taj Mahal habe ich zwar (noch!) nicht gesehen, aber so wirkte es auf mich..

Insgesamt hat mir Hyderabad auf jeden Fall sehr gut gefallen, es ist immer wieder schön, auch ganz andere Städte zu sehen. Besonders hervorheben will ich aber auch noch, dass südindisches Essen toll ist! ;)

Als ich zurückkam, haben wir am Montag erstmal den Geburtstag der Kommilitonin Medha gefeiert, aber insgesamt war an der Uni nicht so viel los, denn alle hatten sich um eines zu kümmern: Klausuren. Auch ich musste eine Klausur in Public International Law schreiben (meine einzige), hab in den Tagen aber außerdem noch ein Zimmer im Hostel ausfindig machen können, in dem ab Mittwoch (also nur zwei Tage nach meiner Abreise aus Hyderabad... ;)) Dominic und ab dieser Woche Felix wohnen könnten. Nach etwas Hin und Her war da aber alles geregelt.

Dominic kam Mittwoch spät abends an und blieb dann bis Sonntagmittag, und ich glaube, Kalkutta hat ihm sehr gut gefallen. Am Donnerstag haben wir uns erst einmal die Innenstadt noch einmal angesehen. Zum ersten Mal war ich da mal länger ohne jemanden unterwegs, der sich hier besser auskennt - hab zwar alles gefunden, bin teilweise aber auch erst einmal in falsche Richtungen gerannt. Nach all den Monaten glaube ich aber, dass ich mich jetzt selbst auch ein bisschen in der Tourismusgegend dort auskenne...

Am Freitag war Dominic dann noch mit Paul unterwegs, denn ich wollte für die Klausur schon noch etwas lernen und hatte außerdem vom Donnerstag erst einmal einen Sonnenstich. Denn es ist mittlerweile richtig warm und vor allem schwül hier geworden - vor allem am Sonntag fand ich’s dann sehr anstrengend, noch draußen zu sein - wir waren da nur kurz auf einer kleinen Buchmesse am Stadion hier in der Nähe der Uni, am Samstag hatten Paul und Dominic sich das Einkaufszentrum “City Centre” angesehen, während ich die Klausur (die ganz ordentlich lief) schrieb, danach sind wir noch ein bisschen durch die Kalkutterer Altstadt gelaufen und erstmals mit der etwas heruntergekommenen und sehr langsamen (und deswegen auch nicht sonderlich vollen) Straßenbahn gefahren. Insgesamt ging’s mir auch schon wieder gut, so dass wir abends Dominic auch noch eine Disco zeigen konnten.

Morgen kommt jetzt auf jeden Fall Felix zu Besuch, so dass ich mir Kalkutta mit ihm ein letztes Mal noch etwas genauer ansehen kann. Am Freitag treten wir dann nämlich unsere vierwöchige Rundreise an, und ich werde das College verlassen - so dass der Hauptteil des Indenaufenthaltes dann vorüber ist. Ich habe gestern und heute schon mein Zimmer teilweise aufgelöst (was sich hier alles schon angesammelt hatte...), und das lief nicht ganz ohne Wehmut... Aber einige meiner Freunde hier werde ich auch auf der Reise wiedersehen!

Was den Blog betrifft, weiß ich nicht, inwiefern ich unterwegs neue Einträge schreiben kann. Möglicherweise wird man an dieser Stelle also bis Mitte April nicht mehr von mir hören!

1 Kommentare

  • Hmm...

    Von schlampi 22:29 Uhr, 20.03.2008

    Sach ma', schreibst Du nur in "Public International Law" eine Klausur? War bei mir in HK damals genauso, die anderen Fächer wurden ausschließlich durch Heimarbeiten, Essays und mündliche Vorträge abgedeckt. War schon sehr merkwürdig. Ich vertrete ja die Theorie, dass man das an asiatischen Unis so handhabt, weil die Leute wegen ihres teilweise miserablen Englischs mehr Zeit brauchen, anständige Sätzchen zu bilden. Und das selbst bei uns in einer ehemaligen englischen Kronkolonie. Ein Trauerspiel.

    Ich sollte die Theorie übrigens publizieren; dieser hervorragende Gedankenblitz verdient nicht nur regionale Anerkennung!

    Ich hatte im o.g. Fach übrigens ein A-. Wenn Du mich besiegst kriegst Du ein Michael Schuhmacher Gedächtniskappi und eine rote Laffo-Badehose.

    So, genug des Prahlens!

    Abschließend möchte ich noch Frau und Herr Matthey grüßen: Hallo!

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